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Kundgebung gegen Schweigemarsch christlicher Fundamentalisten – Berlin, 26.9.09

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Foto: wn030 / Anna Panek

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„Hätte Maria abgetrieben, wär uns das erspart geblieben“

Bündnis gegen christlichen Fundamentalismus protestiert gegen erzkonservativen „Marsch für das Leben“

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[wn030, Berlin, 26.9.09] Am heutigen Samstag haben ca. 200 Menschen (Schätzung von Teilnehmern) am Roten Rathaus/Berlin Alexanderplatz an einer Gegenkundgebung gegen den vom Bundesverband Lebensrecht und Unionspolitikern organisierten „Marsch für das Leben“ teilgenommen, einem Schweigemarsch, der zur Abtreibung entschlossene Frauen zu Mördern an Föten erklärt. Zur Gegenkundgebung unter dem Motto „1000 Kreuze in die Spree“ hatte neben der Partei Die Linke ein Bündnis linker, feministischer und emanzipatorischer Gruppierungen aufgerufen, das in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge zum Protest gegen die erzkonservative und christlich-fundamentalistische Veranstaltung aufrief. Bei der um 12:30 am Roten Rathaus begonnenen Gegenkundgebung handelte es sich um die erste von zwei Gegenveranstaltungen, die den „Schweigemarsch“ begleitete, die zweite Protestveranstaltung war für 15 Uhr am Bebelplatz angekündigt.

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Auf Flugblättern informieren und warnen FeministInnen vor dem Wiedererstarken der ‘Modernen Reaktionäre’, die seit dem Beginn dieses Jahrhunderts weltweit gegen Abtreibungsregelungen, z.T. mit beängstigendem Erfolg, zu Felde ziehen – genannt werden Polen, die USA und Österreich als Beispiele für neofundamentalistischen Aktivismus.

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Sarah König vom Bündnis gegen christlichen Fundamentalismus zeigt sich zufrieden mit dem bisherigen Verlauf: „die Gegenkundgebung ist gewachsen, sie ist um einiges größer als die Veranstaltung im Vorjahr.“ Sie deutet an, dass das aus den USA importierte Phänomen von ‘Trauermärschen’ für abgetriebene Föten womöglich nicht der einzige Import aus Übersee ist: „Wir vermuten, dass die Veranstaltung selbst aus den USA mitfinanziert wird.“ Aber auch Aktionsformen erzkatholischer ‘Lebensschützer’, die mit Großplakaten, auf denen Fotos von zerstückelten Föten zu erkennen sind, Stände vor Kliniken aufbauen und Frauen auf den Bürgersteigen ansprechen und belästigen, hält sie für eine importierte Erscheinung.

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Sie ist froh, dass sich die Teilnehmer der Protestveranstaltung Zeit genommen haben – nicht nur für die Teilnahme selbst, sondern auch für ihre eigene Vorbereitung: unter den Teilnehmern sind viele phantasievolle Verkleidungen zu entdecken – neben Clownschminke und -perücken über Nonnenschwarz sticht eine männliche bunte Ballerina mit Teufelshörnern ins Auge oder ein junger Demonstrant in Mönchskutte, auf dessen Rücken der Schriftzug „Zölibat für alle, sonst gibt’s Krawalle“ trotzig kontert. Sarah König ist gespannt auf den weiteren Verlauf: die Gegenkundgebung wird aufgelöst, als der Schweigemarsch der selbsternannten Lebensschützer beginnt. Die Teilnehmer der Gegenkundgebung sollen nun einzeln zum Bebelplatz ziehen – ganz ohne Störungen dürfte der Schweigemarsch auch dieses Jahr sein Ziel kaum erreichen.

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weitere Informationen bietet der Arbeitskreis linker Feminismus auf der Seite no218nofundis, zusätzliche Links zum Thema “christlicher Fundamentalismus” bietet die Seite der antifa-ASVberlin


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wn030-Information zum Aufruf vor dem 26.9.:

Für den 26.9.09 rufen verschiedene linke und emanzipatorische Gruppierungen (darunter die Antifa Prenzlauer Berg (apb), Antifa Hohenschönhausen, das Antifaschistische Bündnis Süd-Ost, der Schwarze Kanal, der Humanistische Verband Deutschlands, die feministische FrauenLesbenListe FU Berlin und die Partei die Linke) zu einer Gegenkundgebung gegen den christlich-fundamentalistischen Schweigemarsch („Trauermarsch“) auf, der am Tag vor den Bundestagswahlen gegen Abtreibung zu Felde zieht.

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Treffpunkt der Kundgebung gegen christlichen Fundamentalismus: 12.30 Uhr – Platz vor dem Roten Rathaus

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Aufrufer/-innen und Unterstützer. Antifaschistisches Bündnis Süd-Ost [ABSO], ak linker feminismus, A.N.A Autonome Neuköllner Antifa, Antifa Prenzlauer Berg (apb), Antifaschistische Schüler_innenvernetzung (asv), Antifa Hohenschönhausen, Antisexismusbündnis Berlin, Arbeitskreis Kritischer Jurist/innen (AKJ), Emanzipative Antifaschistische Gruppe (EAG-Berlin), f.a.q. antisexistischer Infoladen, feministische FrauenLesbenListe FU Berlin, Forschungsgruppe christlicher Fundamentalismus, Gruppe Antisexistische Praxis [GAP], Humanistischer Verband Deutschlands (HVD), LaD.I.Y.fest Berlin, LAK Shalom Berlin der Linksjugend ['solid], LISA2 Marburg, Pro Familia Berlin e.V., reflect, Schwarzer Kanal Berlin, Seminar für angewandte Unsicherheit [SAU], Vorbereitungsgruppe Antisexistische Praxen III – die Konferenz, Partei Die Linke.

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Details: http://www.humanismus.de/aktuelles/gegen-abtreibungsverbot-und-christlichen-fundamentalismus

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Ein weiterer Aufruf (mit Jingle) ist hier zu finden (no218nofundis).

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(edit: am 23.9. wies das bündnis gegen abtreibungsverbot auf de.indy nochmals auf die gegenkundgebung hin)

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.Kurzbericht zur Gegenkundgebung am Nachmittag des 26.9.09 zu erwarten. – shortlink: http://wp.me/psdI6-vr

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Written by wn030

September 23, 2009 at 9:47 am

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4 Responses

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  1. Radiosendung zum Thema:
    [audio src="http://www.vaeterradio.de/2009/vr10-09.mp3" /]

    Marsch für das Leben
    Frauenrechte kontra Lebensrechte

    Die Fristenreglung mit Zwangsberatung der Mütter bezüglich der Entscheidung für oder gegen eine Abtreibung hatte der Bundestag 1993 beschlossen, die Entscheidung allerdings allein der Mutter überlassen. Väter können ihre Kinder gegen den Willen der Mütter nicht schützen.

    Diese Gesetzesänderung mit Beratungszwang sollte Schwangerschaftsabbrüche statistisch zurückdrängen, das Gegenteil ist allerdings der Fall. Aus diesem Grunde haben etwa 1000 Lebensschützer am 26. September mit 1000 weißen Kreuzen auf die täglichen Abtreibungen im Lande aufmerksam gemacht. Mittlerweile ist diese Aktion eines Schweigemarsches schon zur Tradition geworden. Verschiedene Organisationen unterstützen den Bundesverband “Lebensrecht” dabei.

    Ein Aktionsbündnis von Antifaschisten, Feministen und pro familia hatten zu einer Gegendemonstration aufgerufen. 1000 Kreuze in die Spree war ihre Antwort auf den Schweigemarsch für das Leben. Probleme lassen sich allerdings nicht durch eine “Abtreibung” in die Spree lösen.

    Problematisch sind die Ausgrenzung der Väter bezüglich der Entscheidung für oder gegen die Kinder, die wirtschaftlichen Interessen an abgetriebenen Kindern für Forschung, Medizin und Kosmetik, und die Gefühle nach einer Abtreibung.

    Anm. d. Red.: Ja mei dann lassen wir das Komment halt durch, was sollen wir machen, den Mund wollen wir anderen Ansichten auch nicht verbieten – Medium ist Medium. Aber seid nicht allzu enttäuscht darüber, dass das einzige Schniefen, das hierzu in unseren luxuriösen, weitgestreckten luftigen Redaktionsräumen zu hören ist, auf Rinder-, Fisch- und Lammgrippeviren zurückgeführt werden kann. Ist ein langer Kampf gewesen gegen die Vorstellung, wir kämen mit unumstößlichen Rollen und Verpflichtungen auf die Welt, und Frauen hätten gefällichst zu gebären – sei es für zukünftige Soldaten, sei es für künftige Steuerzahler und Rentenkassenbeiträgeentrichter, sei es für den “seelischen Frieden”, das Weihwasser, den Stamm der Stammhaltung, oder damit die Großtante bei nächstem Familientreffen nicht mehr so komisch gucken kann. Habendieähre.

    Dietmar Nikolai Webel

    October 15, 2009 at 11:27 pm

  2. teeater

    February 12, 2010 at 1:10 pm

  3. update, aus gegebenem Anlass… HOLY FUCK! Song zum Papstbesuch (derzeit macht er D-Land unsicher, Song anlässlich des Besuchs in England verfasst, aber auch hier gut zu rezipieren)

    Pope-Song, Alternativlink (falls das Video im Link oben geblockt werden sollte…)

    teeater

    September 24, 2011 at 5:39 pm

  4. ps, nur weil’s grade zufällig in der nähe liegt, das thema. IKEA-“feministinnen” mit christlichem (“christsozialem”) bezug gerade unter unseren lesern? dann herzliche einladung zu einem gepflegten stückchen IKEA-feminismusdebatte.

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    … IKEA-“feminismus” als thema ist bei uns aber auch hier zu verfolgen… (onlineliteraturlink)

    teeater

    September 25, 2011 at 1:04 pm


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