wikinews030.

please note our disclaimer page – we have nothing in common with the Wikimedia Foundation

Brunnenstraße 183 sieht immer röter. UPDATED.

with 9 comments

update. kundgebung vor dem roten rathaus in berlin – am freitag – dem 22.5.2009 – details hier (klick.)2. update – kurzbericht, fotos: auf dieser seite. scroll down for it. – UPDATE. RÄUMUNGSTERMIN STEHT FEST – scroll down. – nach-update: räumung brunnenstr 183 am 24.11.2009

der folgende Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Entwendung (Kopie mit Platzierung an anderer Stelle) wird gerichtlich verfolgt. textcode option included. Reprint nur auf ausdrückliche Anfrage möglich.

wort

Brunnenstraße 183 sieht immer röter.

Mit einer Soliaktion macht das Haus Brunnenstraße 183 auf seine bedohte Lage aufmerksam

wort

Überrascht hebt die Spaziergängerin die Augenbrauen. Erst jetzt fällt auch ihr der kräftige, nur leicht aufgehellte bordeauxrote Anstrich des Wasserbassins auf. In der Nacht vom 11. auf den 12. Mai hatten Unterstützer des Hausprojektes Brunnenstraße 183 zwei Straßenübergänge – einen für die geordneteren Geister und einen für leicht Angesoffene – über die Brunnenstraße gemalt, die vom bedrohten Haus bis zum Park führen und in einer neuen kriegsroten Bemalung der Bassinumfassung enden. Die Spaziergängerin – sie hat im Wendland viel mitgemacht, sagt sie – macht sich Sorgen über die Haltbarkeit der Farbe. “Wie lange der Effekt wohl anhält?”


wort

Die Nerven liegen blank. Wenn auch Nachbarn, Unterstützer und Einwohner der Brunnenstraße 183 nach Kräften versuchen, ihre Nervosität und Unsicherheit über die eigene Zukunft in kreatives Potenzial umzuwandeln, so – kräftig schlägt derzeit der bordeauxrote Puls um den Weinbergswegpark.

wort

Tatsächlich macht das Tauziehen um das begehrte Gebäude bei genauerem Hinsehen auf die Interessentenetage jedoch einen stark konfusen Eindruck. Während auf der einen Seite der Sprecher des Finanzsenats, Clemens Teschendorf, die leicht angequetschte Lage des Finanzsenats der taz gegenüber mit den Worten erklärt, daß Michael Manfred Kronawitter für das von ihm einzig akzeptierte Ausweichgelände für sein Mehrgenerationenhausprojekt – die Ackerstraße 29 – die für die Direktvergabe unabdingbaren Kriterien nicht erfüllt (wobei er sich bemüht, Kronawitters Ablehnung einer zuvor vorgeschlagenen weiteren Ausweichadresse in der Borsigstraße ausdrücklich auf den Tisch poltern zu lassen), erklärt Herr Kronawitter erstaunt, daß er gerne einmal die Gelegenheit erhalten hätte, mehr über die besagten Kriterien zu erfahren. Gerade, was das Potenzial der angeplanten Arbeitsstellen anbetrifft, sieht sich Michael Manfred Kronawitter entgegen den – zugegeben – kläglich erscheinen müssenden 13 angeplanten Arbeitsplätzen im Modedesigngewerbe, die die Joop-Tochter Jette anzubieten hat, durchaus am stärkeren Hebel.

wort

Kronawitters Projekt ist, wie er ausführt, mit dem Mehrgenerationenhaus als solchem noch lange nicht abgeschlossen. Wie genau das von ihm angedachte Stadtteilcafé von der Belegschaft her ausgestattet wäre, hatte der Finanzsenat von ihm noch nicht zu erfahren versucht. Auch weitere im Haus anzusiedelnde kleinere Gewerbe aus dem medizinischen Spektrum schweben Kronawitter vor. Den Einwand, daß jeder Stadtteil ab einer bestimmten Cafédichte naturgemäß um die letzten Bäckereien und Tante-Emma-Läden zu Felde ziehen muß, nimmt Kronawitter wahr, sieht hier jedoch das Ende des Gesprächs noch nicht erreicht. Café sei nicht gleich Café und ein Stadtteilcafé in einem Mehrgenerationenhaus hätte seiner Meinung nach durchaus Chancen auf Akzeptierbarkeit. Nun – verifizieren oder falsifizieren läßt sich das derzeit schwerlich. Kronawitter bemüht sich nachzufügen, daß er einer weiteren Ausgestaltung seiner Projektangebote gegenüber aufgeschlosssen ist, wobei er gelassen betont, daß 13 Arbeitsplätze bei welcher genauen Ausführung auch immer von ihm leicht getoppt werden können. Wenn man ihm denn die Chance läßt.

wort

Ungefähr so sieht die derzeitige Problemlage aus einem der möglichen Blickwinkel aus. Der Finanzsenat bedauert, daß Kronawitter die Borsigstraße nicht angenommen hat, was Kronawitter mit einem Achselzucken auf den Finanzsenat schiebt. 13 Modearbeitsplätze werden auf bisher noch nicht gründlicher ausgeleuchteten Wegen zu unverrückbaren Kriterien, die die Direktvergabe – bisher – offiziell einzig an die Joop-Tocher möglich machen, wie die Berliner Gerüchteküche, vom Finanzsenat unwidersprochen, vermeldet. Jedoch – so sehr die Hamburger Seeluft möglicherweise auf Dauer auch Lust machen kann auf neue Stadtkiezatemzüge, so wenig ist unter den derzeitigen Vorzeichen hinnehmbar, daß dafür ein ganzes Hausprojekt mit Einwohnern, Übernachtern, bösesten pinselschwingenden Bösewichtern und – unter uns – einmaligem Kellerkneipenort – den Platz zu räumen hat.

wort

absatz

Nebenbei bemerkt, handelt es sich hier um einen Kneipenort, der – Sommermonate in Großstädten sind nicht nur HipUndTripHopFans ein Begriff – den Vorlieben seiner Gäste folgt, da er sie genüßlich teilt. Soll heißen: ausgeschenkt wird derzeit im Hof selbst, an der nicht ungefährlichen frischesten Kiezasphaltluft, der Luft aus aufgeheizten Steinen, aus Grillholzduft und Farbenodeur. Was wiederum den Vorteil mit sich bringt, daß nunmehr die rege interessierten und allnächtlich durchaus weiterhin unzaghaft vorbeispazierenden touristischen Kunstliebhaber – in Begutachtung ihrer Rezeptionsfähigkeit (nämlich der  Fähigkeit zur Rezeption der Kunst als solcher) betrachtet und manchmal auch lauthals life kommentiert werden. Warum? Nicht nur die Kunstaktion selbst hat sich schneller in der Stadt herumgesprochen als manchem Zeitungsredaktionstisch bewußt sein könnte. Auch das Hinweisschild auf die derzeitige Ausstellung im Kellerraum neben dem Winterort der Kellerbar hilft ein bißchen bei der touristischen Spurensuche.

wort

wort

Derzeit bestaunt werden kann – in der Kellergalerie – eine Gruppenausstellung von vier Künstlern, zu denen eine noch junge und sehr bescheidene Künstlerin zählt, die ihre Sprachkenntnisse schon von weitem herunterzuspielen versucht (“ist nur Ukrainisch, ist kein Russisch!”) – fast wäre ihr der Witz gelungen. Seien Sie also auf der Hut, wenn Sie in den nächsten Tagen den Kellerraum betreten, die Ausstellung hat es in sich. Der eigentliche Hauptkünstler des Hauses – “Kenji himself” – hat es bisher vorgezogen, im unsichtbaren Hintergrund zu verbleiben und seine stilistische Ausstrahlung auf die Künstlerfolgegeneration als solche wirken zu lassen. Wer Kenjis Kunst kennt, erkennt die Linienführung auf Anhieb, nur – in einer weiter tradierten jüngeren Form. Auch Eric Meßloh wäre erstaunt, wieviel an seinen Stadtkunstspuren bisher schon Eingang gefunden hat in das Grundalphabet der neuesten Malergeneration.

wort

wort

Kenji. Richtig. Die Rede ist hier von demselben Künstler, von dem die Medien der Stadt – die printenden Printmedien dieser Stadt – viel zu erzählen gehabt hatten, nachdem Günter Graß seinerzeit in der Galerie am Berliner Prater (Pratergalerie) zu Besuch vorbeigekommen war, “um sich einmal richtig von einer jungen Künslerrotznase Paroli bieten zu lassen”. Kenji, richtig, genau derselbe Kenji von einer beinahe schon vergessenen Ausstellung aus einer alten, verstaubten Berliner Zeit fast ganz knapp nach dem Mauerfall, jedenfalls kurz nach der Eröffnung des Berliner Prater und noch gemächlich zu Zeiten, als besagte Pratergalerie noch auf der Gegenseite der Straße  (die Rede ist von der Kastanienallee) vor sich hin residierte. Besagter Kenji, der nicht nur in Printmedien auf die Ausstellungsbesucher Eindruck gemacht hatte mit einer Fähigkeit, wie sie nur von echten Künstlern gelernt werden kann. Fragen Sie die damaligen Ausstellungsmacher, die könnten Ihnen heute noch Details erzählen, was es heißt, wenn ein Künstler sich einen Raum NIMMT. Oder sagen wir ihn BESETZT. Und was das im Rahmen eines Ausstellungsprojektes bedeuten kann – für die Galeristen, für Grass, für Kenji und für den damals täglich rappelvoller werdenden Raum, voller mit Kunst, und zwar frischester, direkt vom Ausstellungsraum, der von Kenji kurzerhand zum Life-Atelier umgeformt wurde. Für einen Raum, der sichtbar und anschaulich täglich voller werden konnte und durfte mit Kunst frisch vom  betrachtbaren Schöpfungsprozeß und von dort direkt an die Wand.

wort

wort

Kenji himself ist der Künstler der Brunnenstraße 183. Noch hat er keines seiner Werke zur derzeitigen – im übrigen erst kürzlich neu umorganisierten – Ausstellung beigesteuert. Dieser Moment wird nun täglich erwartet.

apk für wikinews030

Edit. für die versehentliche Vornahmensvertauschung entschuldigen wir uns ausdrücklich. Im ursprünglichen  uns zugesandten Text stand der Nachname, da sich die Interviewbeteiligten des Telefongesprächs zwischen Berlin und Passau nach Aussage des einsendenden Journalisten als Nachnamenträger vorgestellt und dementsprechend unterhalten haben. Wir bedanken uns für die prompte Korrekturanfrage des Interviewpartners. Der Vorname ist noch in der Nacht vom Freitag auf Samstag 15./16.5.09 korrigiert worden. wort





Link zu weiteren Bildern

wort

wort

update 21.5.09 – zwischenmeldung – derzeit scheint sich im kunstbetrieb etwas um die brunnen 183 zusammenzubrauen. hier ein ausschnitt aus einer kürzlich gesichteten verteilerinfo:

ausstellung für brunnenstraße 183 in kellergalerie brunnenstraße 183 in planung hintergrund thema auf [link]

schnellkonzept der ausstellung auf

http://wiki.bildung-schadet-nicht.de/index.php/Ausstellungskonzept_brunnen_183

bitte schnell durchgeben ob Du dabei bist brauchen antwort innerhalb der nächsten zwei tage.

wort

wort

absatz

UPDATE 22.5.2009 – 21 h

Kundgebung vor dem Roten Rathaus

[wn030] Für den heutigen Freitag, 22.5, haben Aktive, Bewohner , (eine Sprecherin), Künstler und Gäste der Brunnenstraße 183 zusammen mit Aktivisten der WBA-Kampagne (Wir Bleiben Alle) zu einer Kundgebung vor dem Roten Rathaus aufgerufen, um über die bedrohte Lage des Hauses und die jüngsten Entwicklungen auf dem stadtpolitischen Parkett zu informieren. linkupdate: auch de.indymedia berichtete relativ früh darüber.

wort

wort

update 23.5.09 9h, 25.5.09 12h

Improvisationstheater am Neptunbrunnen

eine Politkunstrezension von apk

textcode option included. – der folgende inhalt ist urheberrechtlich geschützt.

wort und absatz

Mit künstlerischer Unterstützung und Verstärkung der Kampagne WBA (Wir Bleiben Alle) konnte das Berliner Hausprojekt Brunnenstraße 183 am Freitag, dem 22.5.2009 um 16:30 eine Kundgebung vor dem Roten Rathaus (Berlin Alexanderplatz) abhalten, die bei genauerer Betrachtung auch als Politkunstperformance bezeichnet werden könnte, abgehalten für Zuschauer, Passanten, Touristen, (Fotografen) und vorbeifahrende jobbeschäftigte Rikscha-Kutscherinnen bzw. ihr ansehnliches Hinterteil (die Kutscherin hatte es beim showbewußten Vorbeifahren an der Transparent-Vorderlinie der Kundgebung eilig). Die Bezeichnung der Kundgebung als eine solche (eine Politkunstperformance) ist möglicherweise gar nicht so abwegig, wie auf den ersten Blick vermutet werden könnte, es haben sich schließlich durchaus einfallsreiche ausstellende junge Künstler – sowie theatralisch wie pantomimisch Erfahrene gehobenen Alters – am inhaltlich voluminösen Tagesgeschehen der Hausprojekteszene beteiligt. (Quantitativ kann zugegeben werden, daß zumindest geschätzte 90-110 Zweibeiner eigens zur Aufführung gekommen sind, was die Besuchszahlen so manches angestaubten Theaterstücks immerhin locker toppt und einige beschäftigte Dramaturgen wie Spielhausleiter vor Neid erblassen lassen könnte).wort

[nahaufnahme schauspieler gehobenes alter ” neumitteberliner sucht nach dem besten empfang für sein notebook”, szenenfoto kommt] [nahaufnahme “ukrainisch, nicht russisch” mit barkeeper]

Image Hosted by atpic (c) anna panek

Image Hosted by atpic (c) anna panek

Image Hosted by atpic (c) anna panek

Foto: (c) Anna Panek. Lizenz zur Verwendung auf dieser Seite direkt erworben.


wort

Der Anlaß dagegen – die derzeitige Situation der Brunnenstraße 183 – ist weiterhin ernst. Die Ankündigung versprach neben der eigentlichen Kundgebung auch ein Pressegespräch zum Thema, letzteres wurde schließlich auf das Medium „schnödes Blatt gedrucktes Papier“ geschoben und den Interessierten als Pressemappe in die Hände gereicht. Die Mappe der „Projektkoordination Mitte-Wedding-Prenzlauer Berg / Brunnen 183 Soligruppe“ faßt die Lage dreier bedrohter Hausprojekte in Berlin zusammen und konzentriert sich auf Details der derzeit in den Fokus spekulationslüsterner Aktivitäten auf dem Berliner Politischen Parkett geratenen 183 zusammen.

wort

Wenige Tage nach der Kundgebung macht der Finanzsenat [am 25.5.09] nur zögerliche Anstalten, von seiner Position abzurücken. Unter Verweis auf Rechte Dritter auf Geheimhaltung (wirtschaftlich bedingte private Rechte auf Geheimhaltung der zweiten Ackerstraßen-Interessentin, der Hamburger Joop-Tochter) sind Details zur Kriteriumentscheidung, also der für die Direktvergabe des Auswechobjektes Ackerstraße notwendigen “Hauptstadtrelevanz” sowie der Prozedur der Entscheidungsfindung nicht zu erfahren. Manfred Kronawitter teilte jedoch dagegen schon am 15.5.09 mit, daß er vom Finanzsenat nach Details seines Projekts, nach einer detaillierteren Projektbeschreibung und auch nach einer Möglichkeit, die potenziellen Arbeitsplätze seines Gegenvorschlags  zu nennen nicht gefragt wurde. Eine Mitteilung zum genauen Datum der “Kriteriumentscheidung” steht bisher noch aus (Stand 25.509). Der Sprecher des Finanzsenats, Clemens Teschendorf, teilt (am Nachmittag des 25.5.09) wikinews030 gegenüber jedoch mit, daß er nicht wüßte, was dagegen sprechen würde, die Frage der Kriteriumbewertung neu zu stellen – nach einer hierfür notwendigen, entsprechenden formell ausführlichen Projektpräsentation durch Kronawitter mit einer Nennung anderer Arbeitsstellen als der bisher in früheren Projektbeschreibungen des geplanten Mehrgenerationenhauses von ihm genannten Baugruppen. Da jedoch der andere Interessent sich hier aus der Sicht des Finanzsenats bisher eindeutig stärker präsentiert hat, wäre Herrn Kronawitter – so Teschendorf – zu empfehlen, eine genaue und ausführliche Projektbeschreibung möglichst bald auf den Tisch zu legen. Er legt dem bisherigen Eigentümer  der Brunnenstraße 183 nahe, sich hierzu mit dem Liegenschaftsfonds in Verbindung zu setzen. Klaus Wowereit, der sich mit seiner Unterschrift in die Unterstützerliste des Hausprojektes Brunnenstraße 183 bereits 2006 eintrug, hat [bis zum Abend des 25.5.09] noch keine Stellungnahme abgegeben.

[…kurzabsatz zu wowereit… ein paar sätze zu kronawitter, die den o.g. faden wieder aufgreifen…]

[noch ein absatz…hier zurück zum kustperformance-rezensionston..hier wäre genau der platz für den an benjamin angelehnten demo-flaneur.]

[ernster, ganz ganz ernster abschlußabsatz, zurückschweifend zum thema und abschluß mit geige, cello und trompeten.]

Image Hosted by atpic (c) anna panek

Foto: (c) Anna Panek. Lizenz zur Verwendung auf dieser Seite direkt erworben.

die pdf-ausgabe der pressemappe zur kundgebung mit pressegespräch vom 22.5.09 ist hier zu finden.

wort

wort

Update wn030. am 27.5.09 9h erfahren indymedia-Leser, daß der Räumungstermin für die Brunnenstraße 183 feststeht. Die Webseite der Brunnenstraße 183 informiert, daß die Räumungsbescheide am 26.5.09 zugestellt wurden. Manfred Kronawitter verweigert bei einem Interview mit wn030 vom heutigen Tage Einsicht seiner Mitverantwortung für die Situation. Die näheren Umstände des Interviews – die Art der von Kronawitter gestellten Fragen wie u.a. die Bitte um Zusendung der Telefonnummern des Liegenschaftsfonds – lassen vermuten, daß Kronawitter selbst bisher nicht allzuviel unternommen hat, um den Kompromißweg mit mehr als Worten zu beschreiten. Auch wenn Kronawitter selbst dies mit Verweis auf mehrere Reisen nach Berlin zu informellen Gesprächen vor Ort anders sieht – alleine die Unkenntnis der Liegenschaftsfonds-Formalitäten ergibt hier ein anderes Bild.  Wie dem auch sei – ob es nun Kronawitter im letzten Augenblick gelingt, hier in seinem eigenen Interesse tätig zu werden oder nicht, es wäre schade um seine vertane eigene Chance auf die Ackerstraße, wenn nun immerhin seitens Kronawitter offiziell von 18-20 langfristigen Arbeitsplätzen im sozialen und medizinischen Sektor gegenüber den 13 Joop-Arbeitsplätzen der Modebranche gesprochen wird (Quelle: Interview wn030 mit Kronawitter vom  Morgen des 27.5.09. Kronawitter unterstreicht die Zahl als eine feste und belegbare durch seine Planung sozialer Einrichtungen im anvisierten Mehrgenerationenhaus). Bei einem Durchziehen des Projekts in der Brunnenstraße aber sorgt er mit der nun drohenden Räumung selbst für einen möglichst miserablen Start und ein schwerlich erfolgsversprechendes Bild, das er damit zwangsläufig in den Medien abgeben wird –  als Mitverantwortlicher für jeden möglichen Schlagstockeinsatz, für jeden Übergriff eines für die Räumung eingesetzten Beamten. Dieser Start dürfte jeden Projektversuch in der Brunnenstraße auf Jahre prägen. Eine Tatsache, die zur notwedigen Korrektur von Planungen wirtschaftlicher Aussichten in der Brunnenstraße zwingt in einer Stadt, die sich mit gutem Grunde gegen Auswüchse einer unkontrollierten Gentrifikation ihrer Kieze (oft fälschlich “Gentrifizierung” genannt) und gegen die Schleifung von für die  traditionsträchtige Berliner underground-Kulturszene und somit auch für den touristischen Faktor relevanten Projekten wehrt. Unnötig zu unterstreichen, wie stark Manfred Kronawitter selbst die Vermutung bestätigt, daß ihm bisher das volle Bewußtsein seiner Mitverantwortung für die mögliche Eskalation des Konflikts wie auch für die in der Folge auf das negative Image seines eigenen Projekts zurückwirkernden Medienstimmen fehlt: “Dann wird halt geräumt” äußert Kronawitter aus der bequemen Entfernung Berlin – Passau nasal während des Interviews. Auf diesen Punkt bzw. dieses Erscheinungsbild wiederum will wohl auch der Finanzsenat hinaus, wenn er – wie kürzlich wn030 gegenüber geschehen (s.o., 15.5.09) – äußert, daß es sich hier um einen “privaten Konflikt” zwischen dem Eigentümer und den Bewohnern der Brunnenstraße 183 handele. Sowohl der Finanzsenat als auch der eigentlich verkaufswillige Eigentümer versuchen somit derzeit, ihre Hände in Unschuld zu waschen. Ganz so leicht sollte Berlin es den beiden eigentlichen Konfliktpartnern – Finanzsenat (der bisher immer noch Jette Joop zu bevorzugen gewillt ist) und der in Projektpräsentationsdingen offensichtlich noch unerfahrene Manfred Kronawitter – nicht machen. Lakonisch schließt Kronawitter das Interview (vom 27.5.09 morgens) mit der Bemerkung ab, daß er sich ab morgen (28.5.09) im Urlaub befindet und ab da für Anfragen nicht mehr zu sprechen sein wird. Kronawitter mag in Urlaub fahren und hoffen, so dem direkten Medienansturm bei der nun in Aussicht stehenden Räumung zu entgehen. Sein Name und das Ansehen seiner Person werden sich jedoch nicht im Urlaub befinden, wenn sich Kronawitter der Öffentlichkeit als Eigentümer eines Hauses präsentiert, der Kompromißangebote seinerseits nur halbherzig annimmt und die Räumung, sie dem Kompromiß vorziehend, mutwillig vorantreibt als das scheinbar gute Recht eines Passauer Eigentümers. Gleichzeitig dürfte auch der Finanzsenator nicht von Vorwürfen freigestellt werden können, die Situation durch die bisherige Vorzugsbehandlung der Joop-Tochter in einen Koordinatenpunkt jenseits der Manövrierfähigkeit und damit mitten in die Eskalation hineingesteuert zu haben.

wort

wort

update. 28.5.09. wn030.

wort

Während eines Gesprächs mit wn030 (vom Mittag des heutigen Tages) teilt Manfred Kronawitter mit, daß er sich am gestrigen und heutigen Tage mit Einzelpersonen im Finanzesenat und Liegenschaftsfonds in Verbindung gesetzt hat. Bei einem der Gespräche zwischen Kronawitter und Ansprechpartnern sei ihm – entgegen des kürzlich gegebenen Signals – von offizieller Seite (die Person wollte Kronawitter nicht namentlich nennen) mitgeteilt worden, daß “er für die Ackerstraße nicht in Frage” komme.

wort

Bei einem Interview mit Holger Lippmann, dem Geschäftsführer des Liegenschaftsfond Berlin, teilte Lippmann wn030 gegenüber (am 28.5.09 15:45h) mit, daß der Liegenschaftsfonds einen Verkaufsauftrag für die Ackerstraße an den Chorverband und an die Joop-Gruppe habe. Hier sei zwar das Baurecht unklar, was zur Verzögerung der Verhandlungen führe, jedoch könnten Verhandlungen mit anderes Interessenten durch den fest stehenden Verkaufsauftrag nicht geführt werden. Holger Lippmann unterstreicht – hierbei analog in der Begründung mit Clemens Teschendorf – sein Unverständnis über die Absage Kronawitters bei der ihm einst als Ausweichobjekt genannten Borsigstraße.

Kronawitter könne sein – nun ausführlicheres – Projekt einreichen, dessen Hauptstadtrelevanz neu geprüft werden kann, bei einem positiven Ergebnis würde sich der Liegenschaftsfonds bemühen, Kronawitter ein Ausweichobjekt anzubieten.
Das Ausweichobjekt müsse hierfür jedoch frei verfügbar sein. Holger Lippmann wiederholt, daß dies bei der Ackerstraße nicht der Fall ist. Er begründet die Irreversibilität der Entscheidungsfindung mit der Gebundenheit des Liegenschaftsfonds, der mit den Risiken der Interessentin zusammenhänge. Bereits getätigte Planungsinvestitionen der Interessentin können, so Lippmann, nicht übergangen werden. Damit wendet er sich gegen die kürzlich (s.o.) getätigte Aussage von Teschendorf, der das Direktvergabeverfahren als prinzipiell für Kronawitter noch offenes bezeichnet hatte.

Somit steht also fest, daß die städtischen Entscheidungsträger über die Köpfe von Bezirksabgeordneten wie auch über den Kopf des Bezirksbürgermeisters [link1 link2] hinweg einen Verkaufsentschluß an die Hamburger Modedesigner-Tochter durchzuführen gewillt sind, obwohl die Stadt genügend eigenen Nachwuchs in dieser Branche vorzuweisen hat und ihr Bedarf an einem Modebranche-Neubau mit 13 Arbeitsplätzen eher gering ausfällt  – der Deal wird sich schwerlich als verantwortungsvolle Hauptstadtplanung vermitteln lassen. Wie genau die Joop-Tochter zu dem Stempel der “Hauptstadtrelevanz” mit diesem Projekt gekommen ist, die erst die Direktvergabe an sie möglich macht, sollte weiterhin eine interessante Fragestellung bleiben.

Was die Brunnenstraße selbst betrifft, wird wohl alles davon abhängen, wie stark die Abhängigkeit vom leicht mittelalterlich anmutenden Ehrenkodex bei Manfred Kronawitter verankert ist. Bisher reagiert Kronawitter ausschließlich mit Enttäuschung und trotzigem Durchsetzungswillen. Zur Borsigstraße gab er (s.o.) kaum ein ernstzunehmendes Kommentar und bei dem am heutigen Tage geführten Gespräch mit wn030 ließ er erkennen, daß ein weiterer Verzug bei der Entscheidungsfindung und der Suche nach einer annehmbaren Alternative sein eigenes Projekt gefährde und er selbst dadurch unglaubwürdig würde.

Wie glaubwürdig wird aber ein Mehrgenerationenhaus mit sozialen und medizinischen Einrichtungen, das auf dem Rauswurf von Bewohnern, Künstlern und (u.a. touristischen) Gästen basiert, zu dessen Umsetzung die Hilfe der Berliner Polizei in Anspruch genommen wird? Wie glaubwürdig kann eine auf Gewalt gebaute soziale Einrichtung wirken? Räumungsszenarien sind traditionell angehäuft mit Szenen der Entgrenzung, seitens beider beteiligter Seiten: seitens der Seite, die um das angestammte Dach über ihrem Kopf kämpft wie seitens der Polizei, die nicht nur bei Räumungen gerne über die Strenge schlägt, wie die Medienwelt aus vielen Beispielen zu berichten weiß [ein Beispiellink von vielen ein zweiterein drittes Beispielein viertes].
Entgrenzungen dieser Art können aus Passau nicht kontrolliert oder eingeschränkt werden, ein gedrückter Knopf ist für die Polizei ein gedrückter Knopf, ein erlaubter Einsatz.

wort

Der Knopfdruck aus der Enfernung mag leicht getätigt werden, seine Spätfolgen könnten sich als langanhaltender erweisen, die Halbwertzeit der Nachwirkung als länger denn vermutet.

wort

Ob Kronawitter es schafft, sich zurückzulehnen und sich selbst zu fragen, was genau zu der Eile bei der Umsetzung treibt, ob er die Signale wahrnimmt, die ihm mitteilen, daß Alternativen möglich sind nur, wenn auch er bei der Suche nach ihnen sich als kooperationswilliger erweist, ist nach den bisherigen Interviews noch stark in Frage zu stellen. Kronawitter verbleibt hier auf der Position, er hätte bisher genug unternommen und lange genug gewartet.

wort

wort

wort

Written by wn030

May 15, 2009 at 6:45 am

9 Responses

Subscribe to comments with RSS.

  1. […] wikinews030 gibt es einen weiteren Artikel zur „reclaim your park“-Aktion. Anderswo gibt es noch […]

  2. […] stellt fest (ganz unten), daß Manfred Kronawitter noch immer die Möglichkeit hätte sich um die Vergabe des […]

  3. […] ganzen Artikel gibt es hier […]

  4. Die Brunnen 183 ist wieder einmal akut Räumungsbedroht. Diesmal jedoch sind es nicht die kapitalistischen Interessen des Eigentürmers oder der Stadt, sondern der (Sperr-)Müll der uns buchstäblich über den Kopf wächst. Da die alte Bewohner_innengruppe als Antiräumungskonzept das Verbarrikadieren der Aufgänge durch Sperrmüll und normalen Müll durchgesetzt hatte, mussten wir (als neues Kollektiv) diesen aus dem Haus schaffen um hier überhaupt Raum zum Leben zu gewinnen. Das jedoch funktionierte nur, indem wir den (Sperr-) Müll in den Hinterhof schafften, da nicht genug Geld vorhanden war (zum 18.06.2009 waren es um die null Euro) um sich einen Container zu mieten und die Menge zu groß, als dass wir ihn hätten auf die Stadt verteilen können.
    Nun ist aber das Baumamt dahinter gekommen und droht uns mit einer Räumung wenn der Hof nicht binnnen kürzester Zeit freigeräumt wird. Außerdem ist es natürlich angenehmer zu wohnen wenn der Blick in den Hof nicht durch einen rieisigen Berg Abfall verdeckt wird.
    Zusätzlich stinkt aufgrund bürokratischer „Unstimmigkeiten“ bei der BSR (Berliner Sadt Reinigung) der vordere Hof, da unsere Mülltonne nicht mehr abgeholt wird.
    Also müssen wir den Unrat wegschaffen, auf die eine odere andere Weise. Da auch jetzt nicht genügend Geld für einen ganzen Container vorhanden ist und wir auch nicht wirklich einsehen warum Mensch für eine solche Sache viel Geld bezahlen muss (Komplettentsorgung 2000 Euro!!) hatten wir die Idee, dass wir am Sonntag, den 20 September 2009 um 12 Uhr zu einem kostenlosen Brunch einladen. Als Geschenk für jede_n Einzelne_n gibt es einen kleines Paket mit Müll, dass ihr dann in der Stadt verteilen könnt um uns zu entlasten und ihnen zumindestens diesen recht banalen Grund für eine Räumung zu nehmen. Also kommt zu dem Brunch (es gibt viel kostenloses Essen und Getränke) und befreit uns von dem Müll!

    Das Kollektiv der Brunnen 183

    edit wn030: hola, vielen dank euch, ist angekommen. heute während abdankungsaktion (17.9. fehrbelliner platz) wurde dafür gesorgt, dass die einladung zum frühstücksbrunch auch durch den lauti kommt :]

    Brunnenstraße183

    September 17, 2009 at 7:11 pm

  5. durchsage an r. j, bialke.

    r., die pm-aktion neulich hat hier zwar einige leute (nicht grundlos) wütend gemacht, das heißt aber nicht, dass alle schotten dicht gemacht werden müssen zwischen Dir und der B 183. sagen zumindest einige hier im haus. kannst Du Dich mit janko in verbindung setzen? wenn alles klappt, erhältst Du diese nachricht nochmal über eine indy-ergänzung, evtl. von janko selbst.

    B 183 fangroupmitglied

    September 20, 2009 at 1:54 pm

  6. […] 183, einer Immobilie des Passauer Artztes Manfred Kronawitter, der noch im Mai dieses Jahres Signale gegeben hatte (siehe auf verlinkter seite update w.u. v. 28.5.09), selbst aktiver bei der Suche nach einem […]

  7. […] Brunnen 183 beherbergt(e) diverse Projekte, Vereine und rund 35 Bewohner/innen. Das nach dem Mauerfall leerstehende Haus […]

  8. auch an dieser stelle nochmal: stellungnahme 5.1.2012 zu “sondern auch in den Rechner eines Journalisten bei der Zeitung Junge Welt. Dieser leitete die E-Mail an die Pressestelle der Polizei weiter,

    die stellungnahme lautet: “NEIN. -Redakteure der Jungen Welt- sind etwas voll-kom-men anderes als irgendwelche leute, die als freier journi eventuell mal was für die jW etc. NO WAY, uns könnt ihr da bitte raushalten. von den leuten, von denen wir gelegentich hören, macht sowas keiner."

    wir hoffen, wir hätten das hiermit geklärt.

    teeater

    January 5, 2012 at 2:45 am

  9. …übrigens… ein update fehlt hier noch:

    “Kronawitter plante ein Mehrgenerationenhaus – als Neubau.” Dieses kleine feine Detail fehlt nämlich weiter oben.

    quelle: taz, nov 2011: Brunnen 183 modert vor sich hin. Vor zwei Jahren wurde das Exalternativhaus Brunnenstraße 183 geräumt. Passiert ist bis heute – nichts

    teeater

    January 24, 2012 at 2:52 pm


Leave a comment